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Der verschollene Pfarrer

In Oberhautzental waren die Bauernleute ganz unzufrieden mit dem römisch-katholischen Pfarrer. Rundum in den anderen Ortschaften hatten die Bauernleute in der Kirche oder in der Kapelle lutherische Prädicanten, die ohne großes Brimborium, ohne teuren Weihrauch und noch auf Deutsch die Bibel verkündeten, sodass man verstand, was der da vorn beim Altar sagte.

So gingen die Ortsbewohner zu Graf Sigismund von Hardegg, welcher ihr Herr und Vogt war und baten um Abhilfe. Graf Sigismund von Hardegg kam ihrer Bitte nach und bestellte einen lutherischen Prädicanten. Nachdem dieser angekommen war, befahl er als Kirchenpatron dem Pfarrer Hochkirchner, den Pfarrhof zu verlassen und diesen dem lutherischen Prädicanten zu übergeben.

Nachdem der Pfarrer seine Siebensachen zusammengepackt hatte, verlud er sie auf sein Schlittengespann, um damit zum Passauischen Dechanten nach Hausleiten zu fahren. Es war ein kalter grauslicher Wintertag mit Schneetreiben. Der Wind pfiff nur so durch die Baumkronen und die Schneeflocken kamen fast waagrecht daher. Als das Gespann nach der Fahrt durch den Stranzendorfer Wald in Hausleiten ankam, zogen die zwei Pferde nur noch die zwei Schlittenkufen hinten nach. Der geflochtene Schlittenkorb mitsamt dem Pfarrer und seinem ganzen Gepäck war verschwunden. Es war schon stockfinstere Nacht bei der Ankunft des Gespannes und niemand konnte sich erklären, was das eigenartige Gespann sein sollte.

Als nach zwei Tagen und nachdem sich das Wetter gebessert hatte ein Bauer von Oberhautzental nach Hausleiten kam, erzählte er, dass sie jetzt einen neuen Prädicanten hätten und der alte Pfarrer vorgestern mit dem Schlitten nach Hausleiten gefahren wäre. Da ging dem Hausleitner Dechant ein Licht auf und er ließ im Stranzendorfer Wald nach dem Pfarrer suchen. Aber man konnte trotz stundenlanger Suche nichts mehr finden. Der Schnee lag klafterhoch und der Wald war je auch zu unheimlich und finster, überhaupt jetzt zur Winterszeit.

Seitdem kann man in finsteren Winternächten, überhaupt wenn der Wind durch die Bäume des Stranzendorfer Waldes streicht, dort ein leises klagendes Heulen hören. Die Leute sagen, das sei das Weinen der Seele des toten Pfarrers, welcher die Straße nach Hausleiten sucht. Aber man soll schnell weitergehen und nicht stehen bleiben, weil sich sonst die tote Seele an einen anhängt und in die Kirche will. Wenn man dann bei der Kirche vorbeigeht, fliegt die Seele in die Kirche und man fällt selbst tot um, damit man nichts weitererzählen kann.