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Faktencheck Radverkehr

Faktencheck Radverkehr

Ist von "Verkehrsmittel" die Rede, wird oft das Fahrrad als Verkehrsmittel übersehen – oder nicht wirklich ernst genommen. Vorliegender Faktencheck beantwortet häufig anzutreffende Argumente und zeigt, welchen Beitrag der Radverkehr zur Mobilitätswende leisten kann.

 Mobilitätswende © unart/BMK

Mit dem Fahrrad kann die Mobilitätswende doch nicht funktionieren?

Doch, aber nicht ausschließlich. Auf Alltagswegen wird immer mehr Rad gefahren – das ist ein wichtiger Beitrag, um die CO2-Emissionen zu senken und hilft, den Verkehrsbereich ganz allgemein „neu zu denken“ . Österreich folgt hier dem Prinzip „vermeiden – verlagern – verbessern“.

  • vermeiden von nicht unbedingt erforderlichem Verkehr, unter anderem durch eine verkehrssparende Raumordnung. In diesem Sinne sollen zum Beispiel auch die Rahmenbedingungen für Homeoffice gestärkt und Leerfahrten im Güterverkehr so weit wie möglich vermieden werden.
  • verlagern auf effiziente Verkehrsträger wie Fahrrad, öffentlichen Verkehr oder zu Fuß gehen.
  • verbessern der eingesetzten Technologien. Ziel ist es, den Energieverbrauch im Verkehr langfristig auf alternative Kraftstoffe und Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu verlagern.
Erklärgrafik Reichweite © BMK

Radfahren ist zu anstrengend!

Radfahren muss nicht anstrengend sein. Bei moderater Geschwindigkeit fühlt es eher wie „Spazieren auf zwei Rädern“ an. Doch wer mit dem Rad fährt, kommt in der selben Zeit gleich dreimal so weit! Der Energieaufwand für 15 km/h ist in etwa genauso hoch wie jener fürs Spazierengehen mit 5 km/h. Außerdem wirkt Radfahren entspannend und reduziert Stress.

Wie bei den meisten Dingen im Leben ist aller Anfang schwer. Darum mit kurzen Radstrecken beginnen, dann wird es rasch zur geliebten Gewohnheit. Übrigens: Mit dem elektrischen Rückenwind eines E-Bikes wird das Radeln noch gemütlicher!

Erklärgrafik Lebenserwartung © BMK

Radfahren ist gefährlich!

Richtig ist: Nicht alle Straßen sind zum sicheren Radfahren geeignet. Grundsätzlich ist das Unfallrisiko für Radfahrerinnen und Radfahrer jedoch minimal, wie Statistik und Forschung immer wieder bekannt geben. Bewegung ist gesund – darum erhöht regelmäßiges Radfahren die Lebenserwartung um fast ein ganzes Jahr, trotz Schadstoffrisiko und Unfallrisiko!

 

Viel mehr müsste es also heißen: „Nicht Rad zu fahren ist gefährlich“, weil fehlende Bewegung zu vorzeitigen Todesfällen durch Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes führt. In Österreich verunglücken im Verkehr jährlich rund 400 Personen tödlich. Nach Schätzungen sterben aber jährlich mehr als 8.000 Menschen an den Folgen fehlender Bewegung.

Wer täglich mit dem Rad fährt, kann ein Fitnessniveau halten, das jenem einer 10 Jahre jüngeren Person entspricht. Darum besser täglich Radfahren, als mit dem Auto ins Fitness-Studio zu fahren!

Erklärgrafik Fahrweiten © BMK

Mit dem Fahrrad komme ich nicht weit!

Fast zwei Drittel der Autofahrten in Österreich sind kürzer als 10 Kilometer. Das ist die ideale Distanz zum Radfahren! In der Stadt bleibt das Fahrrad auf diesen Strecken – von Tür zu Tür gerechnet – unerreicht schnell. Durch Abkürzungen kann mühelos am Autostau vorbeigeradelt werden und auch das nervige Parkplatzsuchen entfällt.

Vor allem in Kombination mit den Öffis ist das Fahrrad auch im ländlichen Raum eine echte Alternative zum Auto. Tipp: Ein Faltrad kann ohne zeitliche Einschränkung, ohne Reservierung und ohne zusätzliche Kosten in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitgeführt werden.

Erklärgrafik Kostenvergleich Radverkehr © BMK

Ein E-Bike ist viel zu teuer, das kann ich mir nicht leisten!

Ein Auto kostet im Jahr an die 5.500 Euro, je nach Anschaffungspreis und gefahrenen Kilometern. Im Vergleich wäre für ein Elektro-Transportrad mit rund 900 Euro zu rechnen, für E-Bikes sind es ca. 700 Euro und für ein normales Rad sogar nur 180 Euro. Umgelegt auf den durchschnittlichen Arbeitslohn bedeutet das, dass Frau und Herr NormalverbraucherIn rund ein Viertel der Arbeitszeit (etwa 430 Stunden jährlich) für den eigenen Pkw aufwenden. Um sich ein Elektro-Fahrrad zu leisten, reichen durchschnittlich 55 Arbeitsstunden jährlich. In der Stadt bietet das Transportrad daher eine günstige Alternative zum teuren eigenen Pkw, insbesondere für Jungfamilien.

Erklärgrafik Einzugsbereich © bmk

Ich fahre lieber öffentlich als mit dem Fahrrad!

Das eine schließt das andere nicht aus: Fahrrad und Öffis sind ein Traumpaar. Oft liegt die nächste Haltestelle mit guten Verbindungen nicht direkt vor der Haustüre. Dieser zusätzliche Weg steigert die Reisezeit mit dem Öffentlichen Verkehr deutlich.

Bike & Ride (mit Rad oder E-Bike) erhöht den Einzugsbereich von Haltestellen. In 10 Minuten werden zu Fuß rund 700 Meter zurückgelegt, in der selben Zeit kommen Radfahrerinnen und Radfahrer auf ca. 2,5 km, mit einem E-Bike sind es sogar rund 3,6 km.

Wenn Haltestellen des öffentlichen Verkehrs mit diebstahlsicheren und wettergeschützten Radabstellanlagen ausgestattet sind und das Rad oder E-Bike verwendet wird, erhöht sich der Einzugsbereich einer Station von 1,5 km2 (Gehen) auf 20 km2 (Rad) bzw. gar 40 km2 (E-Bike). Dies gilt auch für den regelmäßigen Weg von der Haltestelle zum Zielort (letzte Meile). Mit einem Zweitfahrrad in der Radbox lassen sich auch Arbeitsstellen abseits des Bahnhofs schnell erreichen.

Damit wird Bike & Ride auch auf langen Strecken zur echten Alternative zum Pkw!

Weitere Informationen

Erklärgrafik Regen und Radverkehr © BMK

Radfahren macht nur bei schönem Wetter Sinn!

Nicht jeder Tag bietet ideales Radlwetter – doch beim Radfahren trocken zu bleiben, ist öfters möglich, als gedacht: Laut den Niederschlagswerten der ZAMG z.B. für Wien 2018 waren 93% der Stunden niederschlagsfrei.

 

Die Niederschlagswerte für Salzburg und Bregenz verdeutlichen dies besonders gut: Beide Städte haben einen vergleichsweise sehr hohen Radverkehrsanteil am Modal Split (20%) [streichen?] und zugleich relativ hohe Niederschlagswerte: Bregenz ist die Landeshauptstadt mit dem höchsten Jahresniederschlag (rd. 1700mm), Salzburg weist rund 1500mm auf, Wien im Vergleich dazu 675mm bei rund 7% Radverkehrsanteil.

Wer zeitlich flexibel ist und keinen allzu weiten Weg zurücklegen muss, kann also auch an Regentagen im Trockenen radeln. Einfach eine Viertelstunde warten, bis der Regen Pause macht. Und wenn es dann doch regnet? Mit der passenden Kleidung bzw. Ausrüstung lässt sich auch ein wenig Nässe gut überstehen.

Erklärgrafik Jahresstromverbrauch © BMK

Elektrisches Radfahren verbraucht auch viel Energie!

Beim Radfahren werden keine fossilen Energieressourcen verbraucht – hier kommt nur Muskelkraft zum Einsatz. E-Bikes brauchen zwar Strom für den Akku, sind aber im Vergleich zum Pkw sehr energieeffizient und im Betrieb mit Ökostrom CO2-frei. Die jährliche Energiemenge eines Kühlschranks reicht für 10.333 Kilometer mit dem Elektro-Fahrrad (zum Vergleich: für 533 Kilometer mit dem fossil betriebenen Pkw). Darum ist „Radfahren mit Rückenwind“ auch die effizienteste Form der Elektro-Mobilität!

 

Erklärgrafik Radverkehr Kapazität © BMK

Für zusätzliche Radwege ist kein Platz!

In den Städten sind unversiegelte Flächen heutzutage ein rares und in Zeiten der Klimaerwärmung auch besonders wertvolles Gut. Radfahren hilft, Platz zu sparen – so steht mehr Fläche für Grünraum und andere Nutzungen zur Verfügung. Das steigert die Lebensqualität und hilft, Kosten zu sparen.

Tatsächlich beanspruchen einzelne Verkehrsarten die innerörtlichen Straßenflächen in ganz unterschiedlichem Maße: Der Pkw-Verkehr benötigt mit Abstand die größten Flächen, Fuß- und Radverkehr sind sehr viel flächeneffizienter. Bei hoher Auslastung (80 % oder mehr) ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) das deutlich flächeneffizienteste Verkehrsmittel.

Im direkten Vergleich hat eine Landesstraße B (als Beispiel einer Vorrangstraße) den doppelten Flächenverbrauch bei halber Kapazität gegenüber einer Radschnellverbindung. Besonders in Städten sparen Radwegen im Verkehrssystem Platz bei gleich Kapazität.