Hilfe bei Gürtelrose - die erste Impfung gegen diese Erkrankung ist da!
Ein Virus - zwei verschiedene Krankheiten
Die meisten Erwachsenen kamen in ihrer Kindheit mit Windpocken (Varizellen, Feuchtblattern) in Kontakt. Eine typische Erkrankung während dieser Lebensphase die durch das Varizella-zoster-Virus (VZV), oder auch Varizellen genannt, ausgelöst wird. Was die wenigsten aber wissen ist, dass dieser Erreger auch nach Abheilung der Erkrankung weiterhin zeitlebens im Körper vorhanden bleibt, ohne dass es zunächst in der Regel zu weiteren Komplikationen kommt. Mediziner bezeichnen diese „stille" Infektion auch als latente Infektion. Das VZV zieht sich dabei nach Abheilung der Erkrankung in die Nervenenden, den sog. Ganglien, der Nervenbahnen entlang des Rückenmarks zurück.
Das zelluläre Immunsystem des Körpers hält diese Viren über viele Jahre bzw. Jahrzehnte in Schach. Mit zunehmendem Alter wird dieser Mechanismus aber zunehmend schwächer, und die Viren können ihren bisherigen Aufenthaltsort wieder verlassen und erneut aktiv werden, was zur Entstehung der Gürtelrose (Herpes zoster) führt. Dieses Nachlassen der Varizella-Zoster spezifischen zellulären Immunität tritt besonders um das 50. Lebensjahr herum auf. Personen ab diesem Alter sind daher besonders gefährdet an Gürtelrose zu erkranken.
Aber auch jede andere Schwächung die diese zelluläre Immunität beeinflusst, herbeigeführt z.B. durch eine Infektion mit HIV, kann schon in jüngeren Jahren zu dieser Erkrankung führen.
Die genauen Mechanismen die letztendlich zur Reaktivierung der Varizellen führen sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht und weitgehend unbekannt.
Fast alle sind vom Risiko einer Erkrankung betroffen
In Österreich erkranken jährlich rund 30. bis 40.000 Menschen an Gürtelrose. Obwohl das Risiko besteht, auch in früheren Lebensabschnitten bereits daran zu erkranken, ist die Hälfte davon über 60 Jahre alt.
Mit zunehmendem Lebensalter steigt dieses Gefährdungspotential enorm an, obwohl in der österreichischen Bevölkerung keine absoluten Zahlen erhoben wurden, gehen Wissenschaftler davon aus, dass fast 50% aller Personen die das 85. Lebensjahr erreichen, im Laufe ihres Lebens dem Risiko einer Erkrankung ausgesetzt sind. Mehr als zwei Drittel der PatientInnen sind über 50 Jahre alt.
Aufgrund der demographischen Entwicklung wird der Anteil der über 60jährigen im Jahr 2030 auf fast 3 Millionen ansteigen.
Gürtelrose verursacht ernstzunehmende Folgeerkrankungen und Komplikationen
Während es etwa bei 2-5 % der Patienten zu einer Mehrfacherkrankung kommt, sind es vor allem Schmerzen in den betroffenen Körperstellen die auch nach einer Abheilung des Ausschlages anhalten können und den Betroffenen langwierige Probleme bereiten.
Neben diesen chronisch auftretenden Schmerzen ist es vor allem die so genannte postherpetische Neuralgie (PHN), eine gefürchtete Komplikation, die zu einer übermäßigen Schmerzempfindlichkeit, oder Allodynie genannt, führt. Selbst alltägliche Dinge wie das Tragen von Kleidung verursachen größte Schmerzen.
PHN tritt besonders häufig nach schweren Formen von Gürtelrose auf: sie entwickelt sich bei 50% der über 50jährigen und bereits bei 70% der über 70jährigen.
Psychische Belastung - Verlust der Lebensqualität
Langandauernde chronische Schmerzen verursachen während ihres Verlaufs bei den Erkrankten vermehrt die Entstehung von psychischen Problemen. Selbst einfachste, alltägliche Tätigkeiten sind nicht oder nur mehr unter größten Schmerzen möglich und begünstigen eine psychische Isolation. Für Betroffene und Angehörige eine Belastung.
Jetzt Vorsorge durch Impfung möglich
Bisher war es nicht möglich dem Risiko einer Erkrankung wirksam vorzubeugen. Eine medikamentöse Therapie wird nur nach dem Auftreten der ersten Anzeichen bzw. nach erfolgtem Ausbruch der Krankheit angewendet. Der Nutzen dieser Medikamente wurde nur bei PatientInnen nachgewiesen, die diese Virustatika innerhalb von 72 Stunden nach dem Auftreten der ersten spezifischen Krankheitszeichen (Schmerzen, Ausschlag) erhielten. Untersuchungen in Großbritannien zeigten, dass nur lediglich ca. 50% aller PatientInnen rechtzeitig einen Arzt aufsuchen, in dessen Zeitraum eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden kann.
Es gibt aber derzeit kein Medikament, das vor dem Risiko schützt an einer Gürtelrose zu erkranken.
Seit Herbst 2007 ist jedoch die erste und bisher einzige Impfung gegen Gürtelrose erhältlich und wird vom Obersten Sanitätsrat im Impfplan 2008 des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend für Personen ab dem 50. Lebensjahr empfohlen.
Aus heutiger Sicht ist wahrscheinlich nur eine Dosis notwendig um eine Schutzwirkung gegen die Erkrankung zu erzielen.
Fragen Sie ihre Ärztin / ihren Arzt !
Sicher und Wirksam
Renommierte und groß angelegte klinische Studien bescheinigen der Impfung ein ausgezeichnetes Wirkungs- und Verträglichkeitsprofil. Bisher wurden weltweit 2 Millionen Personen geimpft.
Kleiner Aufwand - große Wirkung
Der Impfstoff ist in allen Apotheken und bei Ärzten um 223,85 EUR erhältlich. Eine Investition die sich rechnet, da bereits eine stationäre Behandlung im Krankenhaus durch Gürtelrose Kosten von durchschnittlich 2635 EUR pro Patient verursacht. In schweren Fällen fallen jedoch weit mehr Kosten durch Folgebehandlungen an.
Nicht oder nur schwer in absolute Zahlen zu fassen sind jedoch die Einbußen hinsichtlich der eingeschränkten Lebensqualität. Volkswirtschaftlich gesehen lässt sich durch eine erhöhte Impfbereitschaft auch eine Menge an Kosten in dem ohnehin strapazierten Gesundheitssystem einsparen.
Fazit
Experten haben errechnet, dass auf Österreich bezogen jährlich ca. 17000 neue Fälle in der gesunden Bevölkerungsgruppe 60+ auftreten können.
Eine wirksame Maßnahme diesem Risiko entgegen zu treten ist, sich bereits vorzeitig im Alter ab 50 Jahren impfen zu lassen.
Copyright: BW, SPMSD