Mahnmal Senninger Lager.
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Am 31. Jänner 1945 bombardierten alliierte Luftstreitkräfte das Senninger Lager, ein Militärlager nordwestlich von Stockerau. Anlässlich des 57. Jahrestages dieser Bombardierung wurde auf dem Gelände des Lagers ein Birkenkreuz aufgestellt. Im Jahre 2007 errichteten Mitglieder des Österreichischen Kameradschaftsbundes ein Mahnmal, welches am 26. Oktober 2007 von Mag. Clemens Beirer gesegnet wurde.
Am Mahnmal ist eine Tafel mit folgender Aufschrift angebracht:
„Zum Gedenken der Opfer des Bombenangriffes vom 31. 1. 1945 über Stockerau und den umliegenden Ortschaften: Senninger-Lager 70 Soldaten, Oberolberndorf 23 Zivilpersonen, Ernstbrunn 18 Zivilpersonen. Errichtet vom Österreichischen Kameradschaftsbund Hauptbezirk Korneuburg, Senninger-Lager, 1. Oktober 2007."
Frau Anna Reibenwein, eine Zeitzeugin, erzählte, wie sie den 31. Jänner in Oberolberndorf erlebt hat:
„Der Krieg hatte schon unendliches Leid verursacht, nicht nur an der Front, sondern auch in den Großstädten und Industriegebieten. Die Schulen waren geschlossen, weil es kein Brennmaterial gab und so befand sich Anna Reibenwein an diesem 31. Jänner 1945 zu Hause bei ihren Eltern in Oberolberndorf.
In mehreren Wellen kamen die feindlichen Geschwader und warfen die Bomben ab. Zwischen Oberolberndorf und Zissersdorf zählte man später 200 Bombentrichter. Als die Familie aus dem Haus kam, sah sie das Ausmaß der Zerstörung. In den meisten Häusern der Umgebung gab es Tote zu beklagen. 20 Särge standen schließlich in der kleinen Dorfkirche. Die Kadaver der verendeten Tiere vergrub man zum Teil in den Bombentrichtern, sodass in der Folge viele Oberolberndorfer an Typhus bzw. Paratyphus erkrankten und weitere Personen starben."
(Wörtlich entnommen dem Artikel „60 Jahre Bombenangriff auf das Senninger Lager" in Unsere Stadt, Stadtgemeinde Stockerau, Ausgabe März 2005.)
Auch Frau Maria Plefka erlebte den Bombenangriff am 31. Jänner 1945. Sie arbeitete als Schreibgehilfin im Senninger Lager und hielt ihre Eindrücke in ihrem Tagebuch fest:
„ ..... Ich ging nicht, sondern ich lief den ganzen Weg heim, denn auf der Bundesstraße kam mir ein Schlitten mit Verwundeten entgegen - man sagte mir, dass es im Ort viele Tote gebe und alles kaputt sei. Gottlob, unser Haus steht, aber die Fenster sind alle heraußen, die Mauern haben große Sprünge, die Dächer sind kaputt. Die Mutter und die Tante hatten auch Glück: Wenn Alarm gegeben wurde, liefen sie immer zu Schauhubers Weinkeller im Garten. Diesmal ging aber alles so schnell, dass sie nicht mehr aus dem Haus kamen, als schon die ersten Bomben fielen. Sie liefen daher schnell in unseren eigenen Hauskeller, beziehungsweise der Luftdruck hat sie gleich hineingedrückt. Wenn sie noch hinüber gekommen wären, zu Schauhuber, wären sie jetzt auch unter den Toten."
(Tagebuch-Eintrag Maria Pflefkas, veröffentlicht in der NÖN 02/2003.)
Jedes Jahr findet am 31. Jänner beim Mahnmal eine Feier statt, um der Opfer dieses Bombenangriffes zu gedenken.
Karl Falschlehner