An sich ist für den Normalverbraucher ein „gewöhnlicher“ Marathon mit 42,195 km schon eine schier unvorstellbare Leistung. Beim 100-Meilenlauf muss man 161 km oder eben fast vier Marathons hintereinander laufen um in die Wertung zu kommen.
Am 16.08.2014 ging in Berlin der dritte Mauerweglauf zum Gedenken an den Mauerfall vor 25 Jahren (ja so lange ist das schon wieder her) über die Bühne. Unvorstellbar, aber die Mauer welche das westliche vom östlichen Berlin trennte ist tatsächlich 161 km lang!
Die 100-Meilen von Berlin finden seit 2011 statt, nämlich stets an dem Wochenende, das auf den offiziellen Mauerbau-Gedenktag, den 13. August, folgt.
Diesmal erinnerten die Läufer mit ihrer Teilnahme an Peter Fechter, der 1962 an der Mauer, unweit des bekannten Checkpoint Charlie, bei einem Fluchtversuch starb und mit seinem Schicksal die Welt bewegte. Von Schüssen getroffen, lag er im Grenzstreifen - weder DDR-Grenzsoldaten noch die Westalliierten wollten oder konnten ihm helfen. Der verblutende Peter Fechter starb kurze Zeit später im Krankenhaus.
Wolfgang Kraus und Robert Holzmann vom LC Sierndorf nahmen an diesem Ultralauf auf historischen Boden teil. Die Veranstalter gaben den zahlreichen Läufer/innen maximal 30 Stunden Zeit um die Strecke zu bewältigen. Man könnte glauben dass dieser Lauf ein reiner Stadtlauf wäre, aber es gab zahlreiche Passagen durch dunkle Waldgebiete mit schwierigen Bodenverhältnissen. Alle 5-7 km gab es Verpflegungsstände, die in genau definierten Mindestzeiten durchlaufen werden mussten, um nicht vorzeitig aus den Rennen genommen zu werden. Wolfgang und Robert waren die ersten Stunden noch gemeinsam unterwegs. Bei Robert stellten sich aber Schwierigkeiten mit seinem Laufrucksack ein welche ihn nach 110 km zur Aufgabe zwangen. Aber nach 110 km laufen kann man wohl nicht von einem Misserfolg sprechen. Wolfgang lief weiter wie ein Uhrwerk und konnte sogar deutlich unter 24 Stunden das Ziel erreichen. Mit seiner Endzeit von 23:35:58 konnte er in seiner Altersklasse Platz 25 erkämpfen. Er bekam auch noch, als Zeichen der zusätzlichen Anerkennung für die Bewältigung der Strecke unter 24 Stunden, eine Gürtelschnalle verliehen. Eine ausgezeichnete Leistung von Wolfgang wenn man weiß dass er aufgrund von Hausbau heuer sogar weniger Zeit für sein liebstes Hobby investieren konnte.
Absolut unbegreiflich war die Leistung des Briten Mark Perkins in Berlin. Der junge Mann aus dem englischen Brighton lief die 100 Meilen in der Zeit von 13 Stunden und 6 Minuten!! Damit hat er die bisherige Bestzeit um fast drei Stunden pulverisiert. Er lieferte sich mit dem Japaner Nagata anfangs ein packendes Rennen. Der stark favoritisierte Japaner musste seinem extremen Anfangstempo Tribut zollen und fiel schlussendlich nach unmenschlicher Anstrengung auf Platz 8 zurück.
Perkins lief ein Durchschnittstempo von 4 Minuten 53 Sekunden, oder anders ausgedrückt etwas über 12 km/h. Wohlgemerkt Durchschnitt, weil man in der Zeit auch essen und trinken muss um die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Nach dem Zieleinlauf im „Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark“ lief er noch gemeinsam mit seiner Frau locker eine Stadionrunde...
Jedenfalls waren Robert und Wolfgang sehr angetan von dieser Veranstaltung und bereuten nicht die Mühen des Laufes und der Anreise.
Unter: http://100meilen.de/ kann der geneigte Leser noch detailliertere Infos beziehen.
Da ich auch schon zwei Mal über die 160 km gelaufen bin, weiß ich was Robert und Wolfgang, und natürlich alle anderen Teilnehmer, geleistet haben. Gratulation zu den hervorragenden Leistungen an unsere Ultraläufer.
Gut Lauf
Ewald Kainzbauer