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Der erste Dirndltal-Extrem-Marathon war in jeder Hinsicht extrem

Allein die Eckdaten dieses neuen Laufes in der Ultralaufszene hören sich schon ziemlich extrem an. Es gilt eine Strecke von 111 km mit knackigen 5000 Höhenmeter innerhalb von 28 Stunden zu bewältigen. Dies konnte man wahlweise innerhalb einer Viererstaffel, oder für Genießer, als Einzelläufer tun. Jedenfalls dachte Norbert Horak vom LC Sierndorf dass das etwas für die Ultras im LC Sierndorf wäre und so überredete er kurzerhand Wolfgang Kraus, Robert Holzmann und Legionär Horst Gröstenberger mit ihm gemeinsam eine Staffel zu bilden. Viererstaffel

Am Vorabend des Laufes fand die obligate Pastaparty und die Läuferbesprechung statt. Die Besprechung war bei diesem Lauf um ein Vielfaches wichtiger als bei anderen Läufen weil die Strecke innerhalb des Pielachtales als wirklicher Rundkurs verläuft und man sich leicht verlaufen konnte. Außerdem ist es organisatorisch unmöglich eine 111 km lange Strecke durchgängig mit Streckenposten zu bestücken. Das heißt im Falle einer Verletzung oder bei sonstigen Problemen kann nicht sofort jemand helfen und man ist unter Umständen eine längere Zeit auf sich alleine gestellt. Daher gab es bei Einzelläufer eine vorgeschriebene Mindestausrüstungsliste, die auch vom Organisationsteam rund um Gerhard Lusskandl kontrolliert wurde.

Der Start erfolgte dann am Samstag den 28.7.2012 um 06:00 Uhr beim ESV Heim in Ober-Grafendorf. Insgesamt 10 Checkpoints waren auf der 111 km langen Strecke verteilt um Verpflegung für die Läufer/innen zu verteilen. Außerdem erhielt jeder Einzelläufer und jeder Staffelläufer eine Plastikkarte welche bei jedem Checkpoint abgestempelt werden musste um die korrekte Absolvierung des Kurses belegen zu können. Unser Startläufer war Robert Holzmann und daher durfte er als erster Bekanntschaft mit den Bergen im Pielachtal machen. Nach 23 km und 900 Höhenmeter übergab er die Karte in Kirchberg/Pielach an Horst Gröstenberger. Von dort ging es weiter nach Frankenfels und nach 25 km und 1100 Höhenmeter gab er die Karte an Norbert Horak weiter der im heurigen Jahr schon einige Ultras sehr erfolgreich hinter sich gebracht hat und so war es irgendwie sonnenklar dass er das anspruchsvollste Stück zu bewältigen hatte. Er musste den Eisenstein und gleich im Anschluss noch den Hohenstein überqueren. Norbert am HohensteinAn sich schon sehr anstrengend weil der Streckenabschnittes mit 35,5 km schon am längsten war. Das wirklich schwierige war aber die Tatsache dass auch noch 2050 Höhenmeter zu bezwingen waren. Alle vier Staffelläufer haben erzählt dass die Bodenverhältnisse abschnittsweise extrem schwierig waren weil der Boden von Steinen übersät war und sich Wurzeln den ermüdeten Beinen als Stolperfallen in den Weg gestellt haben. Außerdem war es stellenweise so steil dass man schon auf „Vierradantrieb“ umschalten musste um nach oben zu gelangen. Jedenfalls war Norbert nicht sonderlich traurig als er in Schrammbach an unseren letzten Läufer Wolfgang Kraus übergeben durfte. Bereits bei der Übergabe war der Himmel schon so energiegeladen dass es sich nur mehr um Minuten handeln konnte bis der erste Tropfen vom Himmel fiel. Nachdem die Läufer den ganzen Tag mit Temperaturen um die 35 Grad kämpfen mussten, entlud sich diese aufgestaute Energie mit einem sehr heftigen Gewitter. Da ohnehin schon die Dämmerung hereinbrach, wurde es schlagartig ziemlich dunkel und ein heftiger Sturm brach los. Eine sehr gefährliche Situation weil man einerseits von herabfallenden Ästen oder gar umfallenden Bäumen getroffen werden könnte, und andererseits konnte man den Boden und sonstige Hindernisse trotz Stirnlampe nicht mehr erkennen. Zusätzlich ist Wolfgang Brillenträger und wurde auch durch die beschlagenen Gläser in seiner Sicht behindert. Der Lauf führte durch zahlreiche Gehöfte und eingezäunte Weiden die alle potentielle Gefahrenquellen darstellten. Bei der Läuferbesprechung wurde eindringlich darauf hingewiesen dass die Gatter jedenfalls wieder zu schließen sind damit auch im nächsten Jahr der Lauf von den Grundstücksbesitzern erlaubt wird. Allerdings gab es außerdem eine Menge an Elektrozäunen und Stacheldraht mit dem leider Wolfgang Bekanntschaft machte. Da er eben schlecht sehen konnte kollidierte er aus vollem Lauf mit einem Stacheldraht was ihm eine Schürfwunde am Bauch und an den Armen einbrachte. Das konnte ihn aber nicht aufhalten und so lief er trotzdem eine der besten Teilabschnittszeiten aller Staffeln und kam kurz vor 20:00 Uhr in Ober-Grafendorf an.

13 Stunden 52 Minuten brauchte der lC-Sierndorf Express für den überaus anspruchsvollen Lauf. Das brachte uns Platz 8 in der Staffelwertung ein. Der schnellste Einzelläufer war Heinrich Prokesch mit der unglaublichen Zeit von 12Stunden 27 Minuten . Die schnellste Dame war Sonja Gegenbauer mit der Zeit von 15 Stunden 14 Minuten.

Von den 39 Einzelläufern schafften 29 den Zieleinlauf. Die letzte die das Ziel erreichte war Ruth Jäger aus Deutschland die nach 24 Stunden 20 Minuten in Empfang genommen wurde. Um 10:00 Uhr fand dann die Siegerehrung statt.

 

Bei den Einzelläufern war ein Finsher dabei den ich (fälschlicherweise) sein Scheitern prophezeit hatte. Es handelte sich dabei um Manfred aus Miami den ich im letzten Jahr beim 12 Stundenlauf in Langenzersdorf kennen gelernt habe und bei dem wir heuer beim Marathon in Miami dankenswerterweise Quartier beziehen durften. Er trainiert zwar das ganze Jahr über für seine Lauf- und Triathlonteilnahmen aber mangels Berge in Miami alles absolut flach. Daher konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen dass er diesen Lauf wirklich zu Ende bringen könnte. Da er aber ein ziemlicher Dickkopf ist was das erreichen von Zielen betrifft, kam er nach 21 Stunden 32 Minuten in Ober-Grafendorf an. Da sieht man was alles möglich ist wenn man es nur wirklich möchte und niemals an ein mögliches Scheitern denkt. Wirklich beeindruckend was du da geleistet hast Manfred.

 

Fazit: Der Lauf ist ein absolut harter Ultra der aber das Prädikat wertvoll aus mehreren Gesichtspunkten verdient. Landschaftlich ist das Pielachtal einfach traumhaft und durch die Streckenführung sieht man sehr viel davon. Es ist sehr selten dass ein Ultra über 111 km als Rundkurs geführt wird weil das aus organisatorisch Sicht einen gigantischer Aufwand bedeutet. Die Organisation des Laufes war sehr gut wenn man einerseits den Aufwand dafür überlegt und andererseits die Tatsache ins Kalkül zieht dass es eine Premiere war und da schon noch einige Kinderkrankheiten auftreten können. Die Stimmung war wie bei den meisten Ultras sehr gut weil es nicht so kommerziell zugeht wie beispielsweise beim VCM. Was mir außerdem immer bei Ultralaufveranstaltungen gefällt ist der karitative Hintergrund. Beim Dirndtalmarathon geht ein Teil der Meldegebühren an das St. Anna Kinderkrankenhaus. Die Startgebühr war mit 100 Euro für die ganze Staffel moderat. Insgesamt können wir den Lauf daher sehr empfehlen.

Landschaft

Unter: http://www.dirndltalextrem.com/Dirndltal_Extrem_Ultramarathon/Home.html gibt es detaillierte Infos.

 

Dieses Mal möchte ich nicht nur den Finishern dieses Laufes von Herzen gratulieren sondern allen Teilnehmern dieses Gewaltlaufes.

 

Gut Lauf

 

Ewald Kainzbauer