Da wir ( Kubesch Günter, Holzmann Robert, Kraus Wolfgang und Kainzbauer Ewald) vor zwei Jahren zum ersten Mal als Viererstaffel in Wörschach dabei waren, hatten wir uns damals fest vorgenommen beim nächsten Mal als Einzelläufer teilzunehmen. Nachdem wir vor einigen Wochen bei einem 6 Stundenlauf in Gols teilgenommen hatten, machten wir uns am Freitag auf nach Wörschach. Wörschach liegt in der Steiermark im Ennstal und ist eigentlich ein kleiner Ort mit knapp 1200 Einwohnern. Vor gut 21 Jahren fand der Lauf mit einigen wenigen Läufern zum ersten Mal statt und wuchs über die Jahr kontinuierlich zu einem Großevent heran. Genau dieser Umstand ist dem Vernehmen nach schuld dass der Lauf heuer zum letzten Mal stattgefunden hat. Den Wörschachern ist es einfach zuviel geworden und so haben sie sich entschlossen mit dem Lauf aufzuhören. Wir Läufer hoffen natürlich noch immer auf eine Fortsetzung aber so wie es aussieht wird im nächsten Jahr der Lauf bestenfalls in einer anderen Ortschaft stattfinden.
Bereits am Freitag gibt es, als Einstimmung auf den Hauptlauf am Samstag, Laufbewerbe.
Den Beginn machten die Kinderläufe und ein 7 km Lauf bei dem unser jüngster Läufer aus dem LC Sierndorf teilgenommen hat. Kraus Alexander mischte sich unter das 107 Teilnehmer starke Starterfeld und konnte den sehr guten 55 Platz herausholen. Er war mit Abstand der jüngste Teilnehmer und so wurde er zu der U-18 gezählt. In dieser Klasse konnte er mit einer Zeit von 34:23 den 4 Platz belegen. Wieder einmal eine Talentprobe von unserer Nachwuchshoffnung.
Anschließend fand ein Nachthalbmarathon statt in dessen Zuge es ziemlich stark zu regnen begann. Der Regen brachte auch eine Kälte mit welche viele Zuseher vom Streckenrand in die Gastronomiebetriebe verscheute. Sie versäumten aber eine wirklich sehr gute Siegerzeit von 1:09:38. Damit waren die Freitagbewerbe abgeschlossen und wir hatten es eilig in die Betten zu kommen um für den nächsten Tag bestmöglich ausgeruht zu sein.
Beim 24 Stundenlauf hatte man, wie eingangs erwähnt, die Möglichkeit als Einzelläufer, als Viererstaffel oder als Megastaffel (5-24 Personen) teilzunehmen. Außerdem gab es heuer erstmals die Möglichkeit 6 Stunden oder 12 Stunden zu laufen.
Insgesamt waren ca. 1600 Läufer/innen angemeldet wobei für Einzelläufer schon länger ein Anmeldestopp ausgesprochen war. Nach der Läuferbesprechung um 12:00 Uhr nahmen wir noch einen Happen zu uns und fieberten dem Start um 14:00 Uhr entgegen. Da unser Sektionsleiter Günter Kubesch aufgrund eines Trainingsunfalls verletzt war, kam er gemeinsam mit seiner Gattin Ingrid nach Wörschach um uns moralisch zu unterstützen.
Vor dem Lauf gab es noch eine besondere Läuferschar zu bestaunen. Aufgrund des 20jährigen Jubiläums des Laufes, liefen alle Wörschacher die in den letzten 20 Jahren geboren worden sind eine Runde. Eine bemerkenswerte Idee und ich muss sagen ein wirklich fruchtbares Dorf…..
Schließlich war es soweit und wir standen im Startbereich und zählten die Sekunden zum Start herunter. Es ist mir irgendwie surreal vorgekommen nachdem wir zwei Jahre lang von Wörschach gesprochen hatten und es soweit weg schien standen wir plötzlich da und hörten noch tausende Kehlen rufen; drei zwei eins- los. Und wir liefen los im Trott der Masse und versuchten von Anfang an möglichst diszipliniert zu laufen. Unser Schlachtplan war immer zwei Runden zu laufen und dann eine zu gehen. Eine Runde in Wörschach ist etwa 2,3 km und so ergeben sich aus drei Runden eine Strecke von ca. 7 km. Das hat außerdem zum Vorteil dass man die Nahrungsaufnahme bequem während der Gehrunde durchführen konnte Speziell am Anfang kostet es schon etwas an Überwindung bereits nach 30 min. Laufen mit dem Gehen zu beginnen weil ja doch sehr viele Zuseher den Straßenrand säumten und man(n) nicht den Eindruck vermitteln möchte dass die Kräfte bereits jetzt am schwinden sind. Wir hielten uns aber trotzdem eisern an diese Taktik und sie sollte sich schlussendlich als goldrichtig herausstellen.
Robert, Wolfgang und ich blieben die ersten 7-8 Stunden zusammen und konnten bis Mitternacht schon einiges auf unserem Kilometerzähler ansammeln. Die Anzahl der Runden wird übrigens mittels Pentektimingchip gemessen und zusätzlich werden alle Einzelläufer noch manuell gezählt. Die liebevoll genannten „Klopfer“ sitzen auf einem LKW-Anhänger und sind jeweils für 10 Läufer zuständig. Eine ziemliche Herausforderung wenn man bedenkt dass die Läufer häufig ihre Kleidung wechseln bedarf es großer Konzentration damit nicht eine Runde übersehen wird. Bei ihrer Tätigkeit schlagen die Rundenzähler die ganze Zeit rhythmisch mit einem Holzstück auf die Ladebordwand des Anhängers um die Läufer anzufeuern was ihnen schließlich den Namen „Klopfer“ eingebracht hat.
Jedenfalls war jetzt Mitternacht und von der Ruine Wolkenstein wurde ein sehenswertes Feuerwerk abgefeuert. Ab diesem Zeitpunkt hatten sich die Wege von uns drei LC-Sierdorfern getrennt und so drehte ich alleine meine Runden in der Nacht. Alleine war ich aber nicht weil ja genügend andere Läufer auf der Strecke waren mit denen man sprechen konnte. Außerdem fand ja ein regelrechtes Volksfest statt was wieder zur Folge hatte dass ziemlich viele angeheiterte Menschen unterwegs waren welche aber fast ausnahmslos nur lustig waren. Die Nacht war ausgesprochen kalt mit etwa 5 ° Celsius und das bereitete mir schon etwas Probleme da ich aufgrund der körperlichen Anstrengung in der Gehrunde immer stark auskühlte und so musste ich mich einige Male umziehen. Ansonsten fühlte ich mich toll und lief wie ein Uhrwerk meine Runden herunter. Nach 14 Stunden war es dann soweit und ich bekam von meinem persönlichen „Klopfer“ die Tafel mit der Aufschrift „100 km“ gezeigt. Nach mehreren Stunden „Sololauf“ traf ich wieder einmal den Robert und den Wolfgang welche ihrerseits ihr Kilometerkonto füllten. Schön langsam war am Horizont ein schwacher Schimmer zu sehen. Jeder Läufer sehnte sich schon nach der Sonne weil sie einerseits Wärme spendete und einem das Gefühl gab das schlimmste an dem Lauf bereits überstanden zu haben. In der sogenannten „Au“ stand ein Pärchen mit einer Flipcharttafel und schrieb nach jeder vollendeten Stunde eine große Zahl mit der Anzahl der verbleibenden Stunden auf. Nachdem wieder eine Stunde vollendet war freute es uns jedes Mal die nächst kleinere Zahl auf dem Papier zu lesen. Nach einiger Zeit fällt es einem immer schwerer klare Gedanken zu fassen oder noch schlimmer, Rechnungen anzustellen. Daher waren wir den beiden sehr dankbar und quittierten ihre Bravo-Zurufe mit einem Lächeln.
Jede Stunde wurden von den Organisationen auf zwei Tafeln die Zwischenstände ausgehängt. Zu unserem Erstaunen konnten wir da verfolgen dass sich unsere Platzierungen von Stunde zu Stunde verbesserten. Anfangs waren wir immer so um Rang 140 aber nach und nach kamen wir immer weiter nach vorne was wir auf unsere gute Renntaktik zurückführten. Was für uns auch sehr hilfreich und zudem auch verblüffend war, waren die vielen Fans die wirklich über die ganze Renndauer geblieben sind und ständig mit Zurufen motivierend auf uns einwirkten. Bei der Kälte in der Nacht ein besonderes Opfer für uns.
Inzwischen war die Sonne aufgegangen und in den Läufercamps war wieder mehr Leben zu beobachten. Im Bereich der Megastaffeln war ja nahezu die ganze Nacht Vollbetrieb und es wurde ausgelassenen gefeiert. Viele Betriebe nahmen an dem Lauf teil und halfen damit den Wörschachern bei der Umsetzung des eigentlichen Zieles der Veranstaltung nämlich beim Sammeln von Geld für gute Zwecke. In den 20 Jahren konnten die Wörschacher beachtliche 380000- Euro für karitative Zwecke sammeln.
Der Vormittag neigte sich schön langsam dem Ende zu und wir liefen noch immer. Unvorstellbar noch bis vor einigen Tagen dass wir über 20 Stunden laufen könnten. Irgendwie ist dann nur mehr der Kopf für das weiterlaufen verantwortlich weil die Füße schon lange nicht mehr wollen. Da wird einem erst bewusst welche Reserven wir alle in uns haben wenn es nötig ist. Nun war es schon Mittag vorbei und ich dachte mit bei der Unterführung dass ich nun nicht mehr sehr oft an dem, (In Läuferbelange) ziemlich ahnungslosen DJ mit der viel zu lauten Musik vorbeilaufen muss.
Nachdem mir der Klopfer die Tafel mit der Aufschrift „150 km“ gezeigt hatte traf ich meine Laufkameraden im Zielbereich. Sie hatten ebenfalls schon weit über 100 km erreicht und waren ebenfalls sehr zufrieden mit sich. Nachdem wir noch eine schnelle Stunde hingelegt hatten trafen wir uns beim Zelt und machten uns auf die letzten 15 Minuten gemeinsam mit unseren Betreuern Günter, Ingrid, Roswitha, Elfi und Alexander zu absolvieren. Diese letzte Runde durch die Menschmassen war einfach wunderschön und für mich unvergesslich. Alle applaudierten uns zu und waren voll Begeisterung. Eine Stimmung die man erlebt haben muss. Im Ziel stellten wir uns hin und warteten die letzten Minuten auf die Schlusssirene. Nach dem ertönen der Sirene muss jeder Läufer dort stehenbleiben wo er gerade ist und muss warten auf die Vermessung der restlichen Meter. Da wir (zufälligerweise) beim Verpflegsstand standen genehmigten wir uns ein kühles Blondes und stießen an auf eine gelungene 24 Stundepremiere.
Anschließend fand die Siegerehrung für die Schnellsten Läufer statt. Bei den Einzelläufern siegt Pfandlbauer Andreas mit einer Leistung von 226,483 km. Von den 232 gewerteten Teilnehmern konnten wir folgende Platzierungen erreichen.
Ewald Kainzbauer 70 Runden/Platz 53 162,74 km
Wolfgang Kraus 66 Runden/Platz 71 153,45 km
Robert Holzmann 58 Runden/Platz 112 134,86 km
Die genauen Ergebnisse kann man unter www.pentek.at aufrufen. Weitere Infos unter http://www.24stundenlauf.at/
Für uns war die Veranstaltung super organisiert und jedenfalls das Startgeld bei weitem wert.
Wir haben unsere Ziel erreicht oder sogar überschritten und bedanken uns bei jenen die uns dabei unterstützt haben.
Gut Lauf
Ewald Kainzbauer