Der längste (schönste) Tag
Mein Weg zum Ironman
Nachdem vergangenes Jahr eine Verletzung meinen Start beim Ironman verhindert hatte, bereitete ich mich im vergangenen Herbst und im Heurigen Frühjahr auf den großen Tag am 04 07 2010 vor.
Nach unzähligen Trainingsstunden reisten meine Gattin Ingrid und ich am 30. 06. nach Klagenfurt um das letzte Kapitel des Unternehmens Ironman zu starten. Meine Stimmung schwankte von Vorfreude über habe ich genügend trainiert und werde ich es schaffen zu finishen. Die Tage bis zum Start verbrachten wir zwischen baden im Wörtersee und Besuchen in Klagenfurt und der Ironmanmesse beim Zielbereich, wo man nützliche Dinge für den Triathlonsport erwerben konnte. Am Samstag wurde es ernst und ich brachte mein Rad, die Radutensilien und die Laufsachen in die Wechselzone, in der jeder Athlet einen eigenen Platz mit Startnummer für das Rad und für die Rad- und Laufutensilien einen Haken auf einen Ständer hat. Wichtig dabei sind sich die Stellen genau einzuprägen, da man bei zweitausendvierhundert Startern leicht den Überblick verlieren kann.
Am Sonntag um 04.00 Uhr läutete der Wecker und der längste (schönste)Tag meines bisherigen Sportlerlebens begann. Ich frühstückte zwei Marmeladesemmeln und eine Tasse Kaffee und begab mich mit meiner Gattin zur Wechselzone nach Klagenfurt um nochmals den Luftdruck der Reifen zu kontrollieren und die Verpflegung für das Radfahren vorzubereiten. Nachdem das erledigt war, gingen wir in das Strandbad Klagenfurt, in welchem der Bewerb um 07.00 Uhr mit dem Schwimmen gestartet wurde. Die verbleibende Zeit bis zum Start verbrachte ich damit mit meiner Familie zu plaudern, neben meiner Frau Ingrid, Hermine und Franz Benedikter vom Laufclub reisten auch überraschend meine Tochter Jasmin und ihr Verlobter nach Klagenfurt um mich anzufeuern.
Um ca. 06.40 Uhr zog ich mir den Neoprenanzug an, nahm meine Badekappe und Schwimmbrille und begab mich zum Schwimmstart.
Ein letztes Mal umdrehen ein kurzes Winken und ich ging in den Startbereich, der für Zuseher und Begleiter nicht zugänglich ist, die Musik dröhnte laut und der Sprecher heizte die Stimmung weiter an. Noch fünf Minuten bis zum Start, meine Nervosität stieg weiter, der Sprecher gibt durch noch eine Minute bis zum Start. Wir gehen langsam vom Strand Richtung Wasser, ich richte meine Schwimmbrille und dann: Ein Kanonenschuss und der Ironman Austria 2010 begann.
Neben mir, hinter mir, teilweise über mir Arme und Beine zweitausendzweihundert Schwimmer stürzen sich in den See der Sprecher spricht in diesem Moment ist der Wörtersee die größte Waschmaschine Österreichs. Nach einiger Zeit fand ich meinen Rhythmus und langsam konnte ich halbwegs unbedrängt schwimmen, leider lief mir die Schwimmbrille leicht an und ich konnte nicht gut bis zur ersten Orentierungsboje sehen, durch die vielen Teilnehmer konnte ich aber halbwegs gut zu dieser schwimmen, diese Bojen haben aber den Nachteil, das bei diesen sich das Feld wieder zusammenschiebt und man immer wieder Hände oder Beine in das Gesicht bekommt. Ich schwamm ruhig weiter und konzentrierte mich darauf halbwegs den Weg zur nächsten Boje zu finden, bei der Boje befand sich auch der Beginn des letzten Abschnittes des Schwimmens, die letzten 900 m werden im sogenannten Lendkanal zurückgelegt. Leider ist dieser in seiner Breite begrenzt und das Feld schob sich wieder zusammen, das hieß wieder Arme und Beine im Gesicht aber die Stimmung war in diesem Abschnitt überwältigend. Langsam kam ich zum Schwimmausstieg und ich dachte das Erste Mal an eine Beschreibung in einem Buch, das ich gelesen hatte, der Autor teilt den Triathlon bewerb in ein Essen auf, Schwimmen ist die Vorspeise, Radfahren ist die Hauptspeise und Laufen die Nachspeise. Ich erreichte den Schwimmausstieg und dachte Vorspeise von 3,8 km erledigt. Ich lief zur Wechselzone wo ich bereits von meinem Anhang erwartet wurde und unter lautstarken Anfeuerungsrufen bog ich in diese ein, holte meine Radfahrsachen vom Haken öffnete meinen Neoprenanzug, zog diesen aus, nahm Radbrille, Helm, Radhandschuhe und Radschuhe aus dem Sack, steckte den Schwimmanzug hinein , verschloss ihn und gab ihn in der vorgesehenen Zone ab und lief zu meinem Rad, nahm es und begab mich zur Startlinie des Radfahrens. Es war bereits fast halb neun Uhr und die Sonne brannte bereits recht stark vom Himmel. Es folgten zwei Radrunden von jeweils 90 Kilometern, welche noch pro Runde von 800 Höhenmetern begleitet wurden. Am Beginn hielt ich mich noch leicht zurück und begann mit der Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit. Nach gut 10 Kilometern hatte ich meinen Rhythmus gefunden und ich versuchte eine gleichmäßige Geschwindigkeit von ca. 30 km/h zu fahren. Nach drei Stunden kam ich wieder nach Klagenfurt zur Wende wo meine Fans mich wieder lautstark anfeuerten. Überhaupt muss man sagen, dass die Stimmung entlang der Strecke unbeschreiblich war, in jeder Ortschaft standen die Leute und feuerten uns Athleten an, ganz besonders an den Anstiegen in der Ortschaft Egg und am berüchtigten Rupertiberg. Die zweite Runde fiel mir etwas schwerer als die erste, da die Hitze immer mehr zunahm, der liebe Gott hatte aber ein Einsehen und schickte uns nach etwa 150 Kilometern ein Gewitter, das für Abkühlung sorgte. Das letzte Mal Rupertiberg war geschafft und es ging Richtung Klagenfurt und ich dachte wieder 180 Kilometer Hauptspeise erledigt. Ich bereitete mich langsam geistig auf das Laufen vor. Dann einfahren zur Wechselzone, absteigen vor Haltelinie, Rad in die Wechselzone auf vorgesehenen Platz schieben, abstellen, Radschuhe ausziehen, zum Wechselzelt laufen, Laufutensilien anziehen und ab auf den abschließenden Marathon.
Der Marathon führte über zwei Runden vom Strandbad Klagenfurt nach Krumpendorf zurück nach Strandbad Klagenfurt weiter nach Klagenfurt zum Lindwurm und wieder zurück zum Strandbad. Der Vorteil dieser Streckenführung liegt darin, dass die Sportler so fünf Mal beim Zielbereich vorbeikommen und so die Fans immer wieder die Möglichkeit zum Anfeuern haben. Die erste der Marathonrunden konnte ich noch ganz gut bewältigen, bekam aber leider in der zweiten extreme Kreuzschmerzen und konnte dadurch nicht mehr laufen und musste so 21 Kilometer mit gehen verbringen. Es gab aber keine Minute an der ich an Aufgabe oder Sinn dieses Unterfangens dachte. Nach 5 Stunden und 10 Minuten hatte ich dann aber auch diese Hürde genommen und ich bog in die Zielgerade ein und dachte Nachspeise 42,2 km erledigt. Ich sah meine Frau auf der linken Seite der Zielgeraden und lief zu Ihr um sie zu küssen ebenso auch zu meiner Tochter und meinem Fanclub mir trieb es vor Freude Tränen in die Augen und dann ging ich weiter zur Zielrampe lächelte schaute in die Zielkamera und dachte nach 12 Stunden 53 Minuten und 54 Sekunden you are an Ironman.
Auf diesem Weg möchte ich mich bei allen bedanken die diesen Weg die letzten zwei Jahre mit mir gegangen sind und so mitgeholfen haben, meinen größten sportlichen Wunsch zu erfüllen. Ganz besonders danken möchte ich meiner Gattin Ingrid und meinen Kindern für die Unterstützung und für die aufgebrachte Geduld. Weiteres bei vielen meiner Trainingskollegen vom Laufclub die mich bei den langen Trainingsausfahrten begleitet hatten und natürlich auch bei meinen größten Fans Hermine und Franz Benedikter.
Günter Kubesch