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Geschichte des Verschönerungsvereins
Anfang Juli des Jahres 1900 wurde Herrn Schiegl, wohnhaft in Sierndorf, ein Bescheid der k.u.k.noe. Statthalterei, datiert mit 26. Juni 1900, zugestellt. Dieser Bescheid der an die Proponenten des Verschönerungsvereines Sierndorf adressiert war, betraf die Nichtuntersagung der Vereinsgründung des „Verschönerungsvereines mit dem Sitz in Sierndorf".
Medizinalrat Dr. Josef Jurek - an ihn erinnert in Sierndorf die nach ihm benannte Dr. Jurek-Gasse - wurde erster Obmann des Verschönerungsvereines. Er übte diese Funktion mit großem Engagement über Jahrzehnte aus.
Es stellt sich für viele sicher die Frage:
„Was waren die Motive für diese Vereinsgründung, welche Ziele wurden verfolgt?"
Das Vereinsstatut aus dem Jahre 1900 gibt darauf die Antwort:
„Zweck des Vereines ist die Schaffung, Förderung und Erhaltung von gemeinnützigen Einrichtungen, welche außerhalb der obligatorischen Wirkungsweise der Gemeinde liegen, als da sind:
- a) Errichtung, Betrieb und Erhaltung einer öffentlichen Badeanstalt
- b) Anregung, Betrieb und Erhaltung bzw. Durchführung von sonstigen Maßnahmen, welche der Verschönerung oder Hebung des Marktes dienlich sind."
Der Verein setzte Bäume, stellte Bänke an schönen schattigen Plätzen auf und ließ Fußwege besanden.
Der Bau des Schwimmbades, das 1902 eröffnet wurde, war für die Bewohner eines Ortes eine große Wohltat.
Im 1. Weltkrieg wurde die Badeanstalt verwüstet, später aber wieder aufgebaut.
Nur mehr die Älteren unter uns können sich an das Bad erinnern. Es befand sich am Areal des alten Sportplatzes in der Bachgasse, der Eingang lag vis-a-vis der Brücke über den Göllersbach. Ausgestattet mit gemauerten Schwimmbecken, Liegewiesen, Holzpritschen, Umkleidekabinen und einem Raum zur sportlichen Ertüchtigung wies das Bad eine moderne Ausstattung auf - in der ganzen weiteren Umgebung gab es nichts desgleichen.
Auch aus den umliegenden Ortschaften und vor allem aus Stockerau kamen viele Menschen, um im Sierndorfer Bad Erholung und Entspannung zu finden und Freundschaften zu pflegen. Sierndorf war zum Ausflugsziel geworden.
In der Zwischenkriegszeit erlebte der Verschönerungsverein unter Obmann Dr. Jurek seine Blütezeit, ehe der 2. Weltkrieg dem Vereinsleben ein Ende setzte.
Die Vereintätigkeit ruhte, das Bad verfiel und wurde schließlich zerstört. Das Holz der Kabinen wurde verschleppt und aus den Ziegeln baute sich nach 1945 der damalige kommunistische Bürgermeister ein Haus. Schließlich wurde das Bad zugeschüttet, die Becken wurden mit Müll verfüllt - aus dem Bad war eine Mistgstetten geworden. Dr. Jurek musste erleben, wie sein Lebenswerk zugrunde ging.
Am 16. November 1952 meldeten Postmeister Michael Huber und VD Josef Hladik der BH Korneuburg die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit. Intensive Bemühungen für den Bau einer neuen Badeanstalt scheiterten.
Im Februar 1962 meldete schließlich Obmann Michael Huber resignierend der BH, dass die Vereinstätigkeit ruht.
Der Dornröschenschlaf des Sierndorfer Verschönerungsvereins dauerte 15 Jahre.
Am 18. Jänner 1977 wurde die Vereinstätigkeit auf Betreiben der drei Doktoren Dr. Gunther Hölzl, Dr. Josef Zottl und Dr. Franz Toifl wieder aufgenommen. Dr. Gunther Hölzl, ein Enkelkind des Vereinsgründers Dr. Josef Jurek wurde zum neuen Obmann gewählt.
1977 erfolgte auch eine Statutenänderung bezüglich der Aufgaben des Vereines: Zweck des Vereines ist die
„Schaffung, Förderung und Erhaltung von gemeinnützigen Einrichtungen, die zur Verschönerung des Ortsbildes und zur Förderung des Fremdenverkehrs beitragen und außerhalb des obligatorischen Wirkungsbereiches der Gemeinde liegen."
(Passus mit „Bad" wurde gestrichen).
Auf Dr. Hölzl folgte 1980 Bürgermeister Franz Mahrer als Obmann, ehe 1985 der jetzige Obmann Reinhard Graf mit der Führung des Verschönerungsvereines betraut wurde.
In den letzten 25 Jahren kann der Verschönerungsverein auf ein reges Vereinsleben zurückblicken.
Die folgenden Schlagworte geben einen Überblick über das Wirken des Vereines:
Reinigungsaktionen, Blumenkisterl an den Brücken, Pflege der Grünanlagen, Aufstellung und Pflege von Plakatwänden, Aufstellen und Pflege von Bänken, Marterlsanierung, verschiedenste Maßnahmen zur Ortsbildpflege, Blumenschmuckaktionen, Zeichen- und Malwettbewerbe, TT-Turnier, ......
Ein Höhepunkt der jüngeren Vereingeschichte war zweifellos das 1. Sierndorfer Dorffest am 9. September 1990 anlässlich „90 Jahre Verschönerungsverein" und die damit verbundene Renovierung der Kleindenkmäler in Sierndorf. Mariensäule, Pranger, Hl. Johannes, Pestsäule und Hl. Florian konnten damals auf Initiative des Verschönerungsvereines dank großzügiger Spenden (S 170.000,-) von Bevölkerung, Firmen und Vereinen generalsaniert werden.
Der Arbeitsbereich des Sierndorfer Verschönerungsvereines hat sich im Laufe seiner Geschichte einige Male gewandelt. In den letzten Jahren hat sich ein neuer Schwerpunkt der Vereinsarbeit herauskristallisiert - mit der Gründung des Thomasch-Archivs sollen die Arbeiten dieses angesehenen Sierndorfer Künstlers der Nachwelt erhalten bleiben.
Die Tätigkeit des Verschönerungsvereines ist seit dem Wachküssen im Jahre 1977 geprägt von der guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde.
Der Wahlspruch des Verschönerungsvereines GEMEINSAM FÜR EIN SCHÖNERES SIERNDORF! soll auch weiterhin keine leere Phrase sein.