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Wallfahrtskirche Oberhautzental

Um 1313 bestand bereits eine Kirche oder Kapelle, die von ei­nem Priester namens Arnold be­treut wurde. Diese Kirche war der Mutterpfarre St. Agatha zu Hausleiten zu­geordnet. 1333 erfolgte unter Con­rad von Sierndorf die Gründung einer eigenen Pfarre aus Haus­leiten heraus im Tausch gegen den Zehent­hof Wolfpassing. Zu dieser neuen Pfarre gehörten die Orte Ober- und Unterhaut­zental, Unterparschenbrunn und Oberrußbach. Oberruß­bach wurde 1783 der Pfarre Niederrußbach zugeteilt. Das Patronatsrecht erhielt 1333 Conrad von Sierndorf. 1392 waren die Doß, ab 1482 die Prüschenk die Patronatsherren. Diese wurden 1495 Grafen zu Hardegg. Während der Refor­mationszeit waren von 1574 bis 1627 evangeli­sche Seelsorger in der Pfarre, da die Hardegg zum evangelischen Glauben ge­wechselt hatten. Nach der Re­katholisierung hielten die Hardegg das Patronats­recht bis 1945. Der letzte Pa­tron Graf Johann Fried­rich fiel 1945 wo­durch das Patronat erlosch. Die Kirche ist zumindest seit 1411 eine „Lieben Frau Kirche“.
Seit 1974 nach dem Tod des letzten selbständigen Pfarrers An­ton Sybon wird die Pfarre Oberhautzental von der Pfarre Sierndorf betreut. Zuletzt war die Pfarre Oberhautzental Teil des Pfarrverbands Sierndorf. Mit September 2018 gehört sie dem Pfarrverband Sierndorf-Großmugl an.

Über den ursprünglichen Kirchenbau von 1300, vermutlich ein Holzbau, und dessen Lage gibt es keinerlei Aufzeichnungen.
Die Wallfahrtskirche bekam ihre heutige Form in drei Bauphasen. Um etwa 1450 wurde das Langhaus als Steinbau von der Wiener Bauhütte St. Stephan im gotischen Stil errichtet. Dieser war eine Hallenkirche, die eine „Schalungsdecke“ hatte und niedriger war als heute. Es wird berichtet, dass diese Halle zweischiffig gewesen sein soll. In der Bauchronik schreibt Pfarrer Reitter um 1750, dass Wallfahrer von weit her die Steine für den Bau herangebracht haben. Der Kirchenraum entsprach im Wesentlichen dem heutigen Langhaus bis zum Mittelbogen. Möglicherweise stammt die achteckige Säule, die heute die Orgelempore trägt, aus dieser Zeit. Das unsymmetrisch liegende hintere Westportal war der Zugang. An der Ostseite befand sich die Apsis, wo heute der markante Bogen den Kirchenraum teilt. Die Sage von den Steinen, die über Nacht von einem Bauplatz zum anderen wanderten, dürfte aus dieser ersten Bauzeit stammen. Hintergrund der Sage könnten Streitigkeiten der Ortsherrschaften über den Standort gewesen sein.


Diese Fotomontage des hochgotischen Südportals wurde von Herbert Krickl im Jahr 2017 erstellt. Es ist dies die erste Fotografie des gesamten Portals.

Etwa 65 Jahre später erfolgte unter dem Patronat der Hardegg ein enormer Zubau in spät­gotischem Stil. Der großzügig angelegte Chorraum mit dem 3/8- Schluss wurde an das bestehende Langhaus Richtung Osten angefügt. Die vor­herige Ostmauer wurde durch­brochen und bildet nun mit einem ho­hen gotischen Bogen eine mar­kante Trennung zwischen den Bautei­len. Das Sterngewölbe des Zubau­es war höher als das beste­hende Langhaus. Das Südportal wurde mög­licherweise erst damals hergestellt und mit einem spätgotischen Maßwerk, das seinesgleichen sucht, versehen. Der Zubau war 1519 fertig.
Im Jahr 1710 wurde die Kirche neuerlich umgebaut. Das Langhaus wurde erhöht und ein barockes Gewölbe ein­gebaut. Das Dach wurde neu angelegt, so dass jetzt das Langhaus und der Chorraum gleichmäßig hoch überdeckt sind. Der Turm wurde „um 10 Klafter“, also etwa 18 Meter, erhöht, um die Proportionen zu wahren. Die Or­gelempore wurde errichtet. Damit erhielt die Kirche ihre heutige Form.

Um das Jahr 1450 erhielt die Kirche eine Wallfahrtsmadonna, die zum Mittelpunkt vieler Wallfahrten wurde. In dieser Zeit wurde auch das Langschiff der Kirche im gotischen Stil errichtet. Zur Zeit der Reformation wurde die Marienstatue von ihrem Platz entfernt und an einen anderen verbannt. Bei der Rückkehr des Katholizimus im Jahre 1627 erhielt die Statue wieder ihren angestammten Platz am Hochaltar. Inzwischen war der Hochaltar altersschwach und durch einen neuen Barockaltar ersetzt worden. Dieser Altar wurde von Pfarrer Ebenberger 1740 gestiftet und ziert auch heute noch die Kirche. Vor dem Hochaltar befindet sich die Gruft der Familie Hardegg, die fast 500 Jahre das Patronat über die Pfarrkirche Oberhautzental inne hatte.

Über die Wallfahrt zur „Lieben Frau im Tale" wird berichtet, dass sie im 14. und 15. Jahrhundert großen Zustrom gehabt haben dürfte und daher die Kirche auch entsprechend groß gebaut wurde. Die Marienwallfahrt nach Oberhautzental erlebte in der Mitte des 18. Jahrhunderts ihre Blütezeit, wo zu Maria Himmelfahrt neun Prozessionen nach Oberhautzental führten und an einem Tage fünf Messen gelesen wurden. Auch zur heutigen Zeit werden am 15. August, dem Patrozinium, Wallfahrten - so auch die bekannte Dekanats-Frauenwallfahrt - nach Oberhautzental abgehalten.

In der Pfarrkirche Oberhautzental ist ein Kirchenführer erhältlich, in dem Sie weitere Informationen finden können.

In der Topothek Sierndorf können Sie das Geläute der Glocken der Wallfahrtskirche Oberhautzental hören.

Quellen:
Karl Keck, Heimatbuch Bezirk Korneuburg, 1957
Pfarrchronik und Pfarrgedenkbuch der Pfarre Oberhautzental

Harald Butter, Kirchenführer der Wallfahrtskirche Oberhautzental, 2018

Harald Butter