Sie sind hier

Pfarrkirche Obermallebarn

Die Pfarrkirche Obermallebarn zur Heiligen Dreifaltigkeit

Obermallebarn war ursprünglich eine Filiale der Pfarre Göllersdorf. Um 1725 wird in der Pfarrchronik ein „kleines Bethäusel, worin die Gemeinde sich ver­samelt, am Samstage, Son, und Feyertagen Nachmittag den Rosen – Kranz anzubethen“ erwähnt. Dieses Bethaus wurde 1755 zu einer Kapelle ausgebaut und der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Zunächst hielt der Pfarrer von Stran­zendorf die Heiligen Messen ab. Der Messdienst wurde schließlich 1758 von der Pfarre Göllersdorf übernommen. Im Jahr 1766 wurde in Obermallebarn ein Benefiziat errichtet, wodurch ein ei­gener Priester aus dem Ertrag der Pfarre erhalten werden konnte. Aus diesem Benefiziat heraus wurde 1783 die Pfarre Obermallebarn gegründet. Das Patronatsrecht übten die Grafen Schönborn bis 1968 aus.

Johannes Merk war der letzte Pfarrer, der im Pfarrhof bis 1972 wohnte. Dann erfolgte die Betreuung der Pfarre durch Priester anderer Pfar­ren. 1972 – 1989  von Höbersdorf aus, ab 1989 wird der Pfarrverband Sierndorf – Oberhautzental – Obermallebarn eingerichtet. 2018 wurde der Pfarrverband Sierndorf – Großmugl gebildet.

Nach der Errichtung der Kapelle wurde 1756 der Grundstein zum Presbyteri­um einer neuen Kirche gelegt, nachdem der Vorderteil der Kapelle abgerissen wurde. Der Graf von Schön­born steuerte das Material zum Neubau bei. Im selben Jahr konnte schon der Altar geweiht werden. 1762 wurde mit dem Bau des hinteren Teiles der Kirche be­gonnen, welcher 1763 vollendet war. Am St. Anna Tag, dem 26. Juli 1763, wurde die neu erbaute Kirche vom Pfarrer von Göllersdorf Kaspar Prey der Heiligen Dreifaltigkeit ge­weiht.

Die Kirche ist im typischen Barockstil errichtet. Das Langhaus ist mit einem Kreuzgewölbe gedeckt. Die Apsis bildet einen 3/8 Schluss. Das im Kircheninneren sichtbare mächtige Gewölbe über der Orgelempore trägt einen Teil des Gewichtes des Turmes, der über dem Haupteingang errichtet wurde. Da die Außenmauern keine Stützpfeiler haben, führte die­ Belastung durch das Gewölbe dazu, dass diese auseinander gedrückt wurden. Um dem Gebäude Stabilität zu geben mussten im Jahr 1776 sieben eiserne Schließen eingebaut werden. 1781 musste man überdies den Kirchturm abbre­chen und einen Neuen errichten.

1803 wurde die alte hölzerne Orgelempore, welche schon „viele Jahre hin­durch mit zwey Spreitzen in Form eines Galgens unter der Orgel unterstützet war um den Einsturtz vorzubeigen“, endlich mit einem Ziegelge­wölbe neu aufgebaut. Unter größten Schwierigkeiten gelang es Pfarrer Anton Pammesegger, das dazu notwendige Baumaterial „von wenigstens 4000 Brennziegel“ kostenlos zu erhalten.

Die Chronik berichtet, dass die Jahre 1832 bis 1835 umfassende Restaurierun­gen und Ergänzungen für die Kirche brachten. Das Presbyterium und der Kir­chenraum wurden mit Steinplatten gepflastert. Auch wurden gläserne Luster und Musikinstrumente für den Chor angekauft und die Orgel repariert. Die Kirche wurde außen renoviert und das große Kirchentor neu hergestellt. Die Finan­zierung erfolgte großteils durch „Wohlthäter“. 1835 wurde das Oratorium oberhalb der Sakristei dazu gebaut.

Mit der Errichtung des Presbyteriums im Jahr 1756 wurde bereits der erste Hochaltar eingeweiht. Von diesem ist weiter nichts bekannt. Bei der großen Restaurierung 1832 bis 1835 wurde der noch heute bestehende Hochaltar errichtet. Der Altar besteht aus zwei Teilen. Die Mensa mit dem Tabernakel steht frei im Presbyterium, während der hintere Aufbau an der Außenwand der Apsis steht. Beidseits des Tabernakels befinden sich Cherubim. Auf dem Tabernakel ist versilbert das Lamm Gottes dargestellt, das auf dem Goldenen Buch mit den Sieben Siegeln ruht. In der Mitte hinten steht auf einem kleinen Podest eine Pieta, deren Form der Gnadenstatue in Maria Dreieichen ähnlich ist und im Hintergrund drei Eichen zeigt. Den oberen Abschluss des Hochaufbaues bildet eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit.

Unter Pfarrer Friedrich Peichl wurde 1990 der Beschluss gefasst, die Außenrenovierung der Kirche in Angriff zunehmen. Im Anschluss daran erfolgte die Innenrenovierung. Der Volksaltar wurde eingerichtet, wobei das alte eiserne Kom­muniongitter abgebaut werden musste. Ein Teil dieses Gitters wurde in den Fuß des Volks­altars integriert. Die Renovierung wurde 1996 unter Pfarrer Gerhard Gießauer abgeschlossen und die Kirche feierlich neu eingesegnet.

Der Nebenaltar ist ein Kreuzaltar und stammt aus dem Jahr 1777. Ein hoch aufragendes Kreuz mit dem Gekreuzigten be­stimmt das Altarbild. Als Nebenfi­guren stehen rechts eine Statue der Hl. Maria Magdalena und links die Gottesmutter Maria. Die Pieta, die sich über dem Tabernakel befindet, stand ursprünglich in der Wall­fahrtskapelle Maria Malle­barn. Dort fand 1831 an ihr das Tränenwun­der statt. Diese Pieta stammt aus dem Jahr 1808 und ist St. Maria de Mal­ta nachgebildet.

Früher befand sich links vor dem Presbyterium eine Kanzel. Im Raum links neben dem Hochaltar stand bis 1822 ein Seitenaltar. Dieser wurde abgetragen und statt dessen der Beichtstuhl errichtet. In diesem Raum befand sich auch ein Heiliges Grab, von dem die Christusfigur sowie im Pfarrhof noch einige mit Figuren bemalte Bretter erhalten sind.

In der Kirche fallen die beson­ders schön ausgeführ­ten, großen Kreuzwegbil­der mit den markanten Rahmen aus 1844 auf. Im Jahr 1909 spendete Maria Anzböck aus Wien nach ei­ner Genesung die Glasfenster. Die Fenster stellen Kaiser Franz Josef I. zum 60jährigen Regie­rungsjubiläum sowie die Heili­gen Elisa­beth, Karl und Josef dar, ent­sprechend den Vornamen der Kaiserfamilie Habsburg. Ein fünftes Fenster ist der Hl. Maria gewidmet. Dieses befand sich ursprünglich über dem Hochaltar hinter der Hl. Dreifaltigkeit. Unter Pfarrer Gerhard Gießauer wurde es jedoch in das nordseitige Fenster im Presbyterium versetzt.

Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1792. Die Gruppe des Hl. Jo­hannes des Täufers mit Jesus kam 1795 auf den Deckel des Beckens. Eine Besonderheit stellt das in der Fastenzeit vor dem Hochaltar auf­gehängte Fastentuch aus dem Jahr 2003 dar.

Die heutige Orgel errichtete 1889 der Orgelbauer Johann M. Kaufmann aus der berühmten Orgelbaudynastie in Wien als Ersatz für die Orgel aus 1797. Die Finanzierung wurde durch einen Verein ermöglicht. Die Orgel besitzt ein Manual, ein Pedal und hat 6 Register mit mechanischer Traktur. Bei der Restaurierung 1955 wurde ein elektrischer Blasbalg einge­baut.

In der Kapelle gab es anfangs nur eine Glocke. Im Jahr 1763 wurde mit der Vollendung des hinteren Kirchenbaues eine zweite Glocke angeschafft. 1829 wurde „eine größere Glocke“ von der Gemeinde gekauft. Im Ersten Weltkrieg wurden 1917 zwei Kirchenglocken ein Opfer der kriegsbedingten Pflichtablieferung. Die „mittlere“ Glocke durfte bleiben. Aber schon 1920 wurden wieder ein neues Geläute gekauft. Der Zweite Weltkrieg brachte 1942 wieder eine Pflichtablieferung. Nach Kriegsende wurden 1949 drei neue Glocken von der Glockengießerei Josef Pfundner in Wien gegossen und am 11. September 1949 von Dechant Leopold Wittek geweiht. Derzeit befinden sich die drei Glocken aus 1949 und das alte Zügenglöckchen im Turm. In der Topothek Sierndorf können Sie das Geläute der Glocken der Pfarrkirche Obermallebarn hören.

Im Jahr 2018 wurde ein Kirchenführer erstellt, in dem mehr Details zu finden sind.

Quellen:
Karl Keck, Heimatbuch Bezirk Korneuburg, 1957
Pfarrchronik der Pfarre Obermallebarn 

Harald Butter