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Das Choleramarterl bei den 4 Linden
Der Bildstock steht auf einem mit Steinen ausgelegten, betonierten Platz. Er wurde als Ganzes in Betonguss gefertigt. Am Sockel ist eine Gedenktafel an Pfarrer Brabenetz angebracht, der die Neuerrichtung des Marterls initiiert hat. Der Schaft ist aufwendig mit Fasen und Kartuschen gestaltet. Der Anstrich ist in weiß – gelb gehalten. Der nach Norden offene Tabernakel beinhaltet eine von Frau Monika Eberand als Ölgemälde gestaltete Darstellung des heiligen Sebastian. Der Bildstock trägt ein wuchtiges Ziegeldach mit massivem Metallkreuz. Die Neuerrichtung erfolgte 2001 unter Pfarrer Peter Brabenetz, wobei teilweise altes Material des 1951er Marterls Verwendung fand. In der Landaufnahme von 1873 ist das Marterl als steinernes Kreuz eingetragen.
Im Jahr 2001 wurden die Firmlinge Johannes Eberand und Gerald Hübl anlässlich des Firmunterrichtes vom damaligen Pfarrer Peter Brabenetz, der bei der Jugend sehr beliebt war, mit einem Sozialprojekt betraut. Dabei sollten sie bei der Restaurierung des Choleramarterls mithelfen. Im Juni 2001 berichtete die Zeitung „Niederösterreichische Nachrichten NÖN“ darüber. Beim Abschlagen des alten Verputzes stellte sich jedoch heraus, dass das Grundbauwerk schon sehr brüchig war und zerfiel. Deshalb wurde die Neuanfertigung beschlossen. Erhard Eberand führte den Neuaufbau in Form eines Betongusses aus. Das Marterl wurde mit einem Traktor an den Aufstellungsort transportiert. Die Dachziegel wurden von der Firma Zickbauer gespendet. Tragischerweise ist Pfarrer Brabenetz im Juli 2001 in Kärnten tödlich verunglückt, so dass er die Fertigstellung und die Einweihung nicht mehr erleben konnte.
An der Stelle des heutigen Marterl soll 1836 zum Gedenken an die Choleraopfer in Unterparschenbrunn ein Bildstock errichtet worden sein. Auf dessen Säule sollen Namen eingraviert gewesen sein. Die Säule selbst dient allerdings nur dem Gedenken an die Opfer, die Leichen selbst wurden wie üblich auf dem Kirchenfriedhof in Oberhautzental begraben. 1951 wurde das alte Choleramarterl aus Ziegeln durch den Maurer Binder Ferdinand aus Unterparschenbrunn neu errichtet, die umgefallene Säule abtransportiert und die alte Sebastianstatue aus Ton wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes entsorgt.
Besonderen Reiz hat dieser Bildstock durch seine ruhige Lage. Im Jahr 2001 standen um das Marterl noch drei (früher vier) unter Naturschutz stehende, etwa 170 Jahre alte, riesige Linden. Geht man von der Pflanzung der vier Linden um 1836 aus, könnte das bedeuten, dass für jeden der Bestatteten eine Linde gepflanzt wurde. Im Jahre 2010 wurden die Linden wegen Erreichung des Endes ihrer Lebensdauer gefällt. Eine der Linden war zuvor 2008 durch einen Sturm entwurzelt worden und durch die anderen kam es bereits zu massiver Gefährdung durch brechende Äste. Zufällig hat die entwurzelte Linde im Fallen das neue Marterl nicht beschädigt. Eine Ersatzpflanzung mit Bäumen erfolgte im Kreis um das Marterl herum.
Der Pfarrer Josef Pichler von Oberhautzental berichtet, dass im Juli 1836 in Unterparschenbrunn 20 Personen an der Cholera erkrankten und genasen. Im September setzte eine neuerliche Erkrankungswelle ein, wobei von 14 erkrankten Personen 8 starben. Die Ursache in der hohen Anzahl von Todesfällen bei der zweiten Erkrankungswelle dürfte Pfarrer Pichler richtig deuten. Bei der ersten Erkrankungswelle war die Bereitschaft zur Pflege innerhalb der Familien noch vorhanden. Bei der zweiten versagte die häusliche Pflege aus Angst vor Ansteckung, die Pflege beschränkte sich auf Ärzte und Pfleger, die vermutlich auch die Nachbarorte zu betreuen hatten und damit überfordert wurden.
Der Kartenausschnitt aus dem Aufnahmeblatt 4656-2 / 1873 zeigt, dass die ursprüngliche Lage des Marterls erhalten blieb.